Sie haben im Juni 2023 als eine von 10 ausgewählten Ideen das Projekt „Regenmodule“ beim Forum Regenwasser, organisiert von der Regenwasseragentur Berlin, vorgestellt. Was steckt dahinter?
Unser Ziel ist die Bewässerung von Straßenbäumen durch die Bereitstellung von Regenwasser zu unterstützen – eine Aufgabe, die angesichts der zunehmenden Trockenperioden immer wichtiger wird. Bäume machen die Stadt lebenswerter, ihre Ökosystemdienstleistungen sind für uns Menschen unverzichtbar. Leider haben wir ihnen zu wenig Platz eingeräumt, die kleinen Baumscheiben in den Städten bieten nicht genug Raum für ihre Wurzeln. Sie leiden zunehmend unter den hydrologischen Folgen des Klimawandels. Berlin hat Mühe die über 430.000 Straßenbäume ausreichend zu bewässern, weshalb auch die Bürger*innen zur Mithilfe aufgerufen werden. Hier setzt die Regenwasserbank an: Sie wird direkt an ein Regenfallrohr angeschlossen und sammelt den Regen in einem integrierten Tank. Anwohner*innen können über eine handbetriebene Pumpe das gesammelte Wasser nutzen, um die Bäume zu gießen. Die Regenwasserbank bietet einen Ort der Begegnung. Informationstafeln, die wir gemeinsam mit der Regenwasseragentur entwickeln, tragen das Thema Schwammstadt weiter in die Stadt.
Die Idee entstand während Rheas Masterarbeitssuche bei der sie sich mit urbanem Wassermanagement und dem Schwammstadtkonzept auseinandersetzte. Mit Kittys Erfahrung als Innenarchitektin und Möbeldesignerin, konnten wir die theoretischen Ansätze in eine praktische und ästhetische Lösung verwandeln.
Welche Herausforderungen sowie Chancen sehen Sie bei bzw. für die Umsetzung von Sitzbänken mit Regenwasserspeicher in Berlin?
Der Zuspruch, den wir beim Forum Regenwasser erhielten, war überwältigend und motivierte uns, das Projekt weiter voranzutreiben. Die Regenwasserbank bietet besonders als Maßnahme im Bestand, wo bauliche Veränderungen kostenintensiv und aufwendig sind, eine leicht umsetzbare und effektive Maßnahme. Die modulare Bauweise ermöglicht eine flexible Anpassung an verschiedene Standorte. Durch das Einbeziehen der Bürger*innen bei der Bewässerung, wird das Bewusstsein für das Thema Wasser gestärkt und der stark versiegelte Stadtraum wiederbelebt. Bislang gibt es keine spezifischen Regelungen für die Genehmigung von Regenspeichern im öffentlichen Raum, hier muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die bisherigen Erfolge des Verein Wassertanke e. V. und der Gießkannenheldinnen Essen, Gelsenkirchen und Düsseldorf, bei der Aufstellung von Regenspeichern, sowie Gespräche mit Senat und Bezirken, zeigen jedoch die Bereitschaft der Städte, innovative Lösungen zu unterstützen.
Wie weit sind Sie im Gründungsprozess und was sind die nächsten Schritte?
Wir sind sehr stolz, vor zwei Wochen in Berlin gegründet zu haben und jetzt unsere erste Mini-Serie an Regenwasserbänken anbieten zu können. Dabei hat uns das Exist-Women Stipendium, welches wir seit Dez‘ 23 erhalten, in vielen Gründungsfragen wertvolle Unterstützung geboten. Die ersten Bänke werden wir noch diesen Sommer aufstellen. Weitere Module, wie ein passendes Hochbeet und ein Eckbankmodul sind bereits in der Entwicklung. Um unsere Träume zu realisieren, werden wir weitere Förderungen beantragen und uns auf die Suche nach Sponsor*innen machen, die bereit sind, Bänke zu spenden. Dies würde nicht nur mehr Menschen Zugang zu den Regenwasserbänken verschaffen, sondern auch vielen Straßenbäumen helfen.
Das Interview wurde im Mai 2024 geführt.
Bild: Berliner Regenwasseragentur / Benjamin Pritzkuleit