Mit dem Start-Up Second-Ride möchtet Ihr einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten, indem Simson Mopeds auf Elektroantrieb umgerüstet werden. Welchen Einfluss hatte die studentische interdisziplinäre Zusammenarbeit in Eurer Projektwerkstatt der TU Berlin auf die Ausgründung?
Einen ganz entscheidenden! Die Projektwerkstatt hat uns einen Raum gegeben, uns über anderthalb Jahre tiefer mit dem Thema beschäftigen zu können. Jedes Jahr haben über 15 Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen geholfen, Konzepte für die Elektrifizierung von Verbrennungsmotor-Fahrzeugen zu entwickeln und zu evaluieren. Die Interdisziplinarität hat uns geholfen, unterschiedliche Aspekte wie die technische Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit aber auch rechtliche Fragestellungen zu beleuchten.
Ihr habt bereits eine erfolgreiche Crowd-Funding-Kampagne durchgeführt und bietet für zwei Simson-Modelle Elektro-Umbausätze an. Was sind Eure nächsten Ziele?
Nachdem wir nun unsere Kleinserie erfolgreich auf den Markt gebracht haben, ist unser großes Ziel die Produktion zu skalieren. Konkret werden wir von 30 Einheiten in diesem Jahr auf über 500 im Jahr 2023 gehen. Ein guter Teil davon ist schon über Vorbestellungen reserviert, das zeigt uns, dass das Konzept sehr gut ankommt. Ebenso werden wir die Kompatibilität des Umbausatzes erhöhen, sodass so gut wie jedes Simson Modell im nächsten Jahr mit unserem Kit elektrifiziert werden kann. Anschließend werden wir unseren Ansatz auf weitere Marken in den Zwei- und Vierrad-Segmenten übertragen. Um diese Herausforderungen zu meistern, brauchen wir vor allem ein hoch motiviertes Team, das wir gerade aufbauen.
Wenn Ihr zehn Jahre in die Zukunft schaut, welchen Impact wollt Ihr mit Second-Ride erreicht haben?
Da Karosserie, Rahmen und Innenausstattung nicht neu produziert werden müssen, spart die Umrüstung und Weiternutzung von Fahrzeugen über 50 % der Treibhausgasemissionen verglichen mit einem neuen Elektrofahrzeug. Unsere Vision ist es, eine nachhaltige Verkehrswende über einen alternativen Weg zur Elektromobilität zu ermöglichen. In 10 Jahren soll Retrofit / die Umrüstung von Verbrenner auf Elektro kein Randthema mehr sein, sondern breit in der Gesellschaft bekannt und die nachhaltige, auch kostenseitig attraktive Alternative zum Kauf eines Elektro-Neuwagens sein.
Das Interview wurde im Dezember 2022 geführt.
Bild: Carlo Schmid und Sebastian Marten