Frau Schedlich, Sie sind Maschinenbau-Studentin an der TU Berlin und jüngste Abgeordnete für „Bündnis 90 / Die Grünen“ im Berliner Abgeordnetenhaus. Was hat Sie dazu veranlasst, sich politisch zu engagieren und warum sollten sich gerade junge Menschen aktiv in die politische Debatte einbringen?
Die Idee mich politisch zu engagieren, habe ich noch während meiner eigenen Schulzeit entwickelt. Denn damals hatten wir als Schüler*innen selbst viele Ideen, was wir gerne ändern möchten. Nach dem Abitur hat sich aber niemand mehr dafür interessiert, was in den Schulen passiert. Wenn sich niemand für Veränderung einsetzt, bleibt alles gleich. Deshalb habe ich angefangen, zu recherchieren, wie ich politisch aktiv werden kann und bin auf die Jugendorganisation meiner Partei, die Grüne Jugend, gestoßen. Dort können alle Menschen bis 28 Jahre an den Treffen teilnehmen. Schnell habe ich begonnen mich auch bei den Bündnis Grünen, der Mutterpartei, zu engagieren. Mir ist es wichtig, dass mehr junge Menschen mitbestimmen können, was in der Politik passiert. Denn nur so können ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Als Sprecherin für Jugend sind mir ein wichtiges Anliegen: das Wahlalter ab 16 Jahren und eine Jugendstrategie für ganz Berlin..
Welche politischen Aufgaben müssen in Bezug auf Klimawandel und -schutz aus Ihrer Sicht am schnellsten für die Region Berlin-Brandenburg beantwortet werden?
Es gibt viele Maßnahmen die von politischer Seite in Berlin und Brandenburg umgesetzt werden müssen, um den Klimawandel aufzuhalten. Wichtig ist vor allem der Ausbau von erneuerbaren Energien. Es gibt noch viele freie Flächen auf Dächern, die für Solar genutzt werden können. Auch beim Neubau sollten Solaranlagen von Beginn an integriert werden. Energieerzeugung ist eine der Hauptursachen für CO2. Deshalb muss auch eine gute Wärmedämmung beim Wohnungsbau berücksichtigt werden. Außerdem spielt der individuelle Autoverkehr eine Rolle im Klimawandel. Die Frage der Mobilitätswende ist aber auch eine sozialpolitische, denn wir wollen mehr Flächengerechtigkeit erzeugen. Wir brauchen ein gut angebundenes und sicheres Fahrradnetzwerk in Berlin, damit weniger Menschen auf ihr Auto angewiesen sind und sich emissionsfrei fortbewegen können. Dazu gehört auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, um die Randbezirke schneller mit der Innenstadt zu verbinden. Wichtig ist auch die Umsetzung der „Zero Waste“-Strategie in Berlin, um Abfall zu vermeiden.
Mit welchen Erlebnissen verbinden Sie persönlich den Klimawandel?
Die Auswirkungen des Klimawandels sind jetzt schon auf der ganzen Welt und auch in Berlin spürbar. Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme dominieren seit Jahren unsere Nachrichten. Die Bedrohung ist real! Ich persönlich verbinde mit dem Klimawandel die Zukunftsangst einer gesamten Generation und der kommenden Generationen. Kinder und Jugendliche können sich keine unbeschwerte Zukunft, wie ihre Eltern und Großeltern mehr aufbauen, denn die Intensität der Auswirkungen des Klimawandels sind noch ungewiss. Das spiegelt sich in den Protesten der „Fridays for Future“-Bewegung wider. Diese Bewegung ist global und vereint Schüler*innen der unterschiedlichsten Herkünfte. Mich freut es sehr, dass junge Menschen aktiv werden und selbst etwas tun möchten, um den Klimawandel aufzuhalten. Sie können nicht darauf warten, dass Erwachsene endlich handeln, denn die Zeit läuft ab. An meine erste „Fridays for Future“-Demo kann ich mich noch gut erinnern. Es war ein wirklich emotionales, aber auch empowerndes Erlebnis für mich.
Das Interview wurde im Februar 2022 geführt.
Bild: Kasimir Heldmann