Wo sehen Sie die zentralen Arbeitsschwerpunkte des CCC, besonders mit Blick auf die Modellregion Berlin-Brandenburg und im Unterschied zu anderen Klimaforschungseinrichtungen?
Im CCC möchten wir funktionierende Lösungen, „Solutions that work“, entwickeln. Wir haben diese in unserem Lösungsdreieck in die Felder „Gesellschaft“, „Technologie“ und „Natur“ unterteilt. „Städte bzw. der ländliche Raum“ als viertes Feld stellen die Mitte und damit auch die wichtigste Schnittmenge dieses Lösungsdreiecks dar. Die Region Berlin-Brandenburg eignet sich in hervorragender Weise als Modellregion für unser Zentrum und bietet ausgezeichnete Möglichkeiten zur Schaffung von Reallaboren, in denen ganz konkrete Fragen klimafreundlicher Mobilität oder der Energiewende erprobt werden. Alleinstellungsmerkmal des CCC ist aus meiner Sicht die transdisziplinäre Lösungsorientierung, welche durch die wissenschaftliche Exzellenz der beteiligten Wissenschaftler*innen untermauert wird.
Welche Rolle und Aufgaben wünschen Sie sich für das CCC im öffentlichen Diskurs mit Politik, Wirtschaft und Bevölkerung?
Das CCC kann Orientierungswissen zu Klimawandel und Klimaschutz bereitstellen, indem es Optionen und Machbarkeiten für die Politik aufzeigt. Wir konzentrieren uns auf gesellschaftliche, technologische und räumliche Fragen. Im Ergebnis kann und soll es jedoch nicht um das Vorschreiben eines einzelnen Weges gehen, sondern um das Ausbuchstabieren von Lösungsmöglichkeiten. Die Entscheidung über die Umsetzung der Möglichkeiten, die wir beschreiben, liegt wiederum bei der Politik selbst. Neben diesem Orientierungswissen oder der Frage „Was sollen Politikerinnen und Politiker wissen?“ stellen wir uns dem Dialog mit politischen Entscheidungsträger*innen. Als Wissenschaft nehmen wir die Entscheidungsprobleme der Politik ernst und beschäftigen uns in transdisziplinären Formaten auch damit, mit welchen Fragen Entscheidungstragende konfrontiert sind, d.h. der Frage, was diese wissen wollen.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen rund um den Klimawandel und -schutz in der Dekade 2020?
Für Deutschland und die EU betrachte ich die Umsetzung des European Green Deal als zentral. Wichtig ist, dass die EU-Klimaschutzmaßnahmen Investoren Vorhersehbarkeit bieten. Daher genügt es nicht, die richtigen Ziele zu setzen. Wir brauchen klar definierte Wege und kurzfristige Einstiegspunkte, um die Ziele tatsächlich zu erreichen. Eine klug gemachte und umfassende CO2-Bepreisung ist aus ökonomischer Sicht die effizienteste und sozial gerechteste Maßnahme für eine sichere Klimazukunft. Neben dem European Green Deal brauchen wir auch die Kooperation außerhalb Europas, um global die Weichen zur Erreichung der Ziele des Paris-Abkommens zu stellen. Grundsätzlich muss die Klimaschutzpolitik in der kommenden Dekade auf allen Ebenen – lokal, national, europäisch und global – sicherstellen, dass die erforderlichen Investitionen und gesellschaftlichen Transformationen, die sich weit in die Zukunft hinein auswirken, nicht dem kurzfristigen Lobbyismus anheimfallen.
Das Interview wurde im September 2020 geführt.
Bild: Ausserhofer / PIK