3 Fragen an… Prof. Ineke Hans
Bildung Portrait

3 Fragen an… Prof. Ineke Hans

Design & Social Context, Universität der Künste Berlin

Ihre Projekte im Design & Social Context zielen darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den angewandten Künsten, Kultur-, Industrie- und Technologiepartner*innen einschließlich der Forschungslabore zu intensivieren. Inwieweit ist das für die Erforschung klimawandelbezogener Fakten relevant?

Produktdesigner*innen haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe in Bezug auf (Über-)Produktion, Konsum, Nachhaltigkeit und Klimawandel. Wir müssen unsere Erfahrungen sowie “Problemlösungskompetenzen” und Erfahrungen aus der Produktion gezielt einsetzen, uns aktiv und strategisch positionieren und besser mit Produzent*innen, der Politik sowie der Forschung zusammenarbeiten. Nur Produkte zu entwerfen, ist für mich nicht von so großem Interesse. Es geht nicht nur um das Design oder die Person, die dieses Design erarbeitet, sondern auch darum, ob die Endprodukte gesellschaftliche Relevanz besitzen und welche Auswirkungen sie haben. In der Bauhaus-Ära standen zB. neue Technologien, wie das Biegen von Stahl zur Herstellung eines neuartigen Möbeldesigns, im Fokus. Es ist spannend zu sehen, wie heutzutage die “angewandte Kunst” ganz anders interpretiert und umgesetzt wird. Neue Materialien und Technologien bieten gute Alternativen bzw. können zu nachhaltigen Innovationen führen. Außerdem gibt es viele interessante Entwicklungen aus Forschungslaboren, die meine Studierenden für neue, intelligente und nachhaltige Anwendungen nutzen können, die zu unserem sich ändernden Verhalten und Lebensalltag passen. Letztlich müssen wir aber immer kritisch bleiben und uns fragen: Brauchen wir das wirklich?

Was sind aktuelle Projekte, in denen Sie sich zusammen mit Ihren Studierenden mit dem Thema Design und Klimawandel beschäftigen?

Ich versuche, meinen Studierenden zu vermitteln, wie man gute und nützliche Produkte entwirft. In meiner eigenen Ausbildung in den Niederlanden habe ich gelernt, immer kritisch zu sein und alles zu hinterfragen. Es ist wichtig, den Kontext zu kennen, in dem und für den man entwirft, sowie einen Blick für gesellschaftliche Themen, Innovationen und auch historische Bezüge zu haben. In meinen Lehrveranstaltungen werden diese Aspekte diskutiert, aber die Studierenden werden auch ermutigt, Kontexte selbst gründlich zu erforschen und dazu eigene passende Konzept zu erstellen. Im kommenden Wintersemester 2021/22 arbeiten wir am Projekt “SUPERMARKET OF THE FUTURE”, in dem danach gefragt wird, wie wir anders mit Verpackungen umgehen und Mehrweg-Systeme entwickeln können? Das kann zu neue Entwürfe und Systeme führen aber dabei sind auch radikalere Denkweisen erlaubt: Was wäre zum Beispiel, wenn man allen Supermarktprodukten den Wassergehalt entziehen könnte? Möglicherweise könnte dann nicht nur das physische Volumen des Supermarkts, sondern auch das Transportvolumen erheblich reduziert werden. Bei diesem Supermarkt-Projekt arbeiten wir mit Wirtschaftsstrateg*innen, auch hier sollen meine Studierenden lernen, über eigene, neue Strategien nachzudenken und diese zu kommunizieren.

Vor welchen Chancen und Herausforderungen stehen Kunst und Design zukünftig bei Umwelt- und Klimaschutzfragen mit Blick auf die Region Berlin Brandenburg?

Viele Klimaschutzfragen reichen natürlich über die Region Berlin Brandenburg hinaus. Es ist also auch hierbei wichtig, über den Tellerrand zu schauen. Die Zeit für Veränderungen ist knapp, so dass nicht jeder einzeln den gleichen Fragen nachgehen, sondern ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch angestrebt werden sollte.

Das Interview wurde im Oktober 2021 geführt.

Bild: privat