Sie sind seit 2014 Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft. Welche Rolle nimmt die Stiftung in der Transformation zur Klimaneutralität ein und wie unterstützen Sie Unternehmen auf diesem Weg?
Die Stiftung KlimaWirtschaft war nicht nur eine der ersten Initiativen dieser Art, sondern bringt sich aktiv in die klimapolitischen Debatten ein. Sie ist Wegbereiterin für den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft und Treiberin der Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Entsprechend verstehen wir uns als Impulsgeber*innen und Vermittlerin. Wir entwickeln alleine und in Zusammenarbeit mit unseren Förderunternehmen klimapolitische Lösungsvorschläge, beauftragen Studien und Umfragen und sorgen für stetigen Dialog in Klimafragen zwischen den relevanten Stakeholdern. Gleichzeitig sind wir das Bindeglied unserer Förderunternehmen in Berlin, das den Austausch organisiert und die politische Kommunikation strategisch plant. Denn eins ist klar: Am Ziel der Klimaneutralität müssen wir zwingend festhalten, auch wenn die Herausforderungen groß sind. Denn es ist unsere Pflicht nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen.
In der Metropolregion Berlin Brandenburg ist der Strukturwandel durch den geplanten Kohleausstieg in vollem Gange. Welches Potential sehen Sie hier insbesondere für Unternehmen im Bereich Energie?
Der Ausstieg aus der Kohleverbrennung gilt als wesentliche Voraussetzung, um die europäischen Klimaziele zu erreichen und bis 2050 klimaneutral zu werden. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern bedeutet gleichzeitig, dass wir mehr erneuerbare Energien benötigen und auch viele Fachkräfte. Der Strukturwandel in den betroffenen Regionen kann deshalb auch als Chance betrachtet werden, um diese Infrastruktur zu errichten.
Was sind aus Ihrer Perspektive die größten politischen sowie strukturellen Hürden beim sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft?
Um es ganz deutlich zu sagen: Es mangelt nicht an der Bereitschaft in der Wirtschaft, sich zu verändern und auf den klimaneutralen Pfad zu begeben. Viele Unternehmen, und vor allem auch unserer Förderer, sind längst auf dem Weg. Und das aus zwei Gründen: Erstens, weil es eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und Aufgabe ist, unseren Planeten zu schützen und uns dem Klimawandel und seinen Folgen zu stellen. Und zweitens, weil es ökonomisch geboten ist. Nur ein Unternehmen, dass sich auf ein klimaneutrales Wirtschaften einstellt und seine Firmenphilosophie und Strategie darauf auslegt, bleibt wettbewerbsfähig. Denn alle Wirtschaftsregionen machen sich auf den Weg. So gesehen ist die Transformation nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine gewaltige Chance. Nur: Die Unternehmen tun bereits sehr viel. Sie stellen ihre Prozesse um, sie sind bereit zu investieren. Was sie jedoch benötigen, sind Planungssicherheit und klare Leitplanken der Politik, wo die Reise hingeht. Viele Unternehmen sind ungeduldig, ob der vielen Richtungswechsel und öffentlich ausgetragenen Diskussionen in der Bundesregierung in den letzten Monaten. Hier brauchen sie mehr Klarheit und Verbindlichkeit.
Das Interview wurde im Oktober 2023 geführt.
Bild: Stiftung Klimawirtschaft