Gesundheitseffekt von nicht-motorisiertem Verkehr sollte stärker berücksichtigt werden
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10/23

Gesundheitseffekt von nicht-motorisiertem Verkehr sollte stärker berücksichtigt werden

Erschienen in:
Economica 01/24 (print), Volume 91, Issue 361, S. 93-122

 

Healthy climate, healthy bodies: Optimal fuel taxation and physical activity

Inge van den Bijgaart, David Klenert, Linus Mattauch, Simona Sulikova

Technische Universität Berlin, University of Oxford (UK), University Utrecht (Netherlands), Joint Research Centre European Commission Sevilla (Spain)

Beschreibung

Der gesundheitliche Nutzen davon, kurze Strecken zu Fuß und mit dem Rad zurückzulegen, sei für die Gesellschaft so hoch, dass er auch bei der Kraftstoffsteuer berücksichtigt werden müsste. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine internationale Studie, die heute in der Zeitschrift Economica veröffentlicht wird und an der Prof. Dr. Linus Mattauch, Wissenschaftler im Climate Change Center Berlin Brandenburg, beteiligt ist. „Wir stellen fest, dass die Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorteile von körperlicher Fortbewegung die optimalen Steuern auf Sprit in den USA um 44 % und im Vereinigten Königreich um 38 % erhöht“, resümiert das internationale Forscherteam, zu dem u.a. Wissenschaftler*innen aus Oxford, Utrecht und Berlin gehören.

Ergebnisse

„Die bedeutenden gesundheitlichen Vorteile aktiver Fortbewegungsarten wie Gehen und Radfahren legen nahe, dass die wirtschaftliche Verkehrspolitik neu bewertet werden muss“, erklärt Linus Mattauch als Mitautor der Studie. „Wir liefern ein neuartiges Argument für die Abwägung zwischen den Vorteilen der Autonutzung und ihren Kosten für die Gesellschaft. Mit unserem ökonomischen Modell können wir speziell die Kraftstoffpreise quantifizieren, unser Argument gilt allerdings auch für andere Elemente des nachhaltigen Verkehrs, wie z.B. die Neugestaltung von Städten.“ Auch in Deutschland bewegten sich rund 60% der Bevölkerung deutlich zu wenig. Verkehrspolitik müsste dort neu gedacht werden, wo die Gesundheitsvorteile durch vermehrte Bewegung besonders hoch sind. „In der Bewertung von verkehrspolitischen Maßnahmen in der Stadt hat vor allem eine Innenstadtmaut für motorisierte Fahrzeuge viele ökonomische Vorteile, weil sie bereits Stau und Luftverschmutzung reduziert“, meint Umweltökonom Linus Mattauch.

Hintergrund

Die neue Studie zeige, dass eine Maut den zusätzlichen Vorteil hätte, dass die Bürger*innen sich auch ein wenig mehr bewegen würden – und das tatsächlich zu hohen Einsparungen im Gesundheitswesen führen kann. Aber auch der ökonomische Wert von Initiativen, die dem nicht-motorisierten Verkehr bessere Voraussetzungen verschaffen, von breiten Fahrrad- und Fußwegen über Kiezblocks bis zu Stadtbegrünung habe einen zusätzlichen ökonomischen Vorteil, wenn die Menschen sich dadurch mehr bewegten.

Zur Studie

Bild: Philipp Arnoldt

Prof. Dr. Linus Mattauch

Kontakt

Prof. Dr. Linus Mattauch
Technische Universität Berlin